Die Einfuhren ausgewählter Maschinen nach Frankreich legten 2011 um etwa 22% zu, diejenigen aus Deutschland sogar um 24%. Besonders gefragt waren Werkzeugmaschinen zur Metallverarbeitung, welche für die dringend erforderliche Modernisierung vieler Betriebe gebraucht werden.
Unternehmen investierten in die Modernisierung
Mit rund 109 Mrd. Euro setzten die französischen Maschinenbauer 2011 respektable 8,3% mehr um als im Vorjahr, so der Branchenverband Fédération des Industries Mécaniques (FIM). Allerdings lag dieses Ergebnis noch deutlich unter dem letzten Rekord von 115 Mrd. Euro aus dem Jahr 2008.
Der Bereich mechanische Ausrüstungen erholte sich von seinem Wachstumstief und verbuchte mit einem Plus von 9,1% die stärkste Dynamik (2010 nur +1,7%) innerhalb des Maschinenbaus. Viele Unternehmen investierten in die Modernisierung respektive Effizienzsteigerung ihrer Produktion. Dies förderte vor allem den Absatz von Werkzeugmaschinen. Aber auch mit Komponenten gingen die Geschäfte gut. Der Verkauf von landwirtschaftlichen Maschinen entwickelte sich mit einem Umsatzplus von 15% auf dem inländischen Markt.
Vom anziehenden Binnenmarkt konnte auch der Bereich Metallverarbeitung profitieren, der seinen Umsatz 2011 um 8,3% steigerte. Insbesondere die Automobilindustrie, das Eisenbahnwesen und die Luftfahrt (Airbus) trieben das Wachstum in diesem Segment an. Positiv entwickelten sich außerdem der Stahlbau und die Metallwarenindustrie (einschließlich Armaturen und Beschläge). Das Segment Präzisionsmaschinen dagegen zeigte sich 2011 nicht mehr so schwungvoll wie im Vorjahr (+4,3% nach 5,8%).
Insgesamt sieht sich die französische Industrie einem hohen Druck ausgesetzt, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten oder wiederzugewinnen. FIM zufolge habe sie in den Jahren der Krise nicht zuletzt aufgrund fehlender Kreditmittel zu wenig investiert und deshalb einen entsprechend großen Nachholbedarf. Für 2012 erwartet der Verband daher weiterhin eine überdurchschnittliche Investitionstätigkeit, wenn auch etwas schwächer als 2011.
Die Bruttoanlageinvestitionen in der Gesamtindustrie 2012 sollen voraussichtlich um 5% steigen nach schätzungsweise 7% im Jahr 2011. Prioritär sei dabei nicht die Erweiterung der Kapazitäten, sondern vielmehr die Erhöhung der Produktivität. Dem komme eine leichte Entspannung bei der Vergabe von Investitionskrediten entgegen. Mit dieser Einschätzung liegt FIM jedoch weit über derjenigen der EU-Kommission, die in ihrer Frühjahrsprognose lediglich von einer Zunahme der Anlageinvestitionen um 0,5% ausgeht.
Gemäß der jüngsten Umfrage des Statistikinstituts Insee planen die Industrieunternehmen 2012 ein Plus bei ihren Investitionen von 7% und korrigieren damit ihre Einschätzung gegenüber Oktober 2011 um 3 Prozentpunkte nach oben. Insbesondere der Bereich Elektrik, Elektronik, Informatik und Maschinen zeigt sich optimistisch und will 9% mehr ausgeben. Ebenfalls überdurchschnittlich investieren will der Sektor Agrargüter und Nahrungsmittel mit +8%.
Laut FIM bleibt der französische Maschinenbau auch 2012 weiter auf Wachstumskurs. Der Verband prognostiziert ein Wachstum von 3 bis 5%. Das liegt deutlich über dem für das Bruttoinlandsprodukt Frankreichs kalkulierten Plus von 0,5%. Ob die Branche 2012 tatsächlich einen solchen Zuwachs erreichen kann, bleibt abzuwarten.
Im Februar 2012 (jüngster verfügbarer Wert) sank die französische Industrieproduktion um 1,2% gegenüber dem Vormonat. Außerdem wurde das Januar-Ergebnis um 0,33 Prozentpunkte auf -0,1% nach unten korrigiert. Insgesamt hat die Industrieproduktion in den letzten drei Monaten gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 1,6% nachgegeben. Am stärksten war das Minus in der Kategorie Verkokung und Raffineriewesen (-5,1% gegenüber Januar; -13,1% im Dreimonatsvergleich) aufgrund des Produktionsstopps der Raffinerie von Petit-Couronne.
Dennoch melden die französischen Maschinenbauer eine weiterhin erfreuliche Entwicklung der Binnennachfrage im 1. Quartal 2012 gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode. Positive Impulse kommen vor allem aus den Segmenten Luftfahrt, Chemie, Eisenbahnwesen, Lebensmittelverarbeitung sowie Landwirtschaft.
Automobilbranche mittelfristig ohne größere Impulse
Deutlich niedriger sind die Erwartungen an die beiden Kernabnehmerbranchen Bau und Automobil, von denen vor allem die Metallverarbeitung abhängt. Nach einem Zwischenhoch 2011 mit 5,3% Wachstum lässt die Aktivität in der Baubranche 2012 um 1,9% nach. Der Wohnungsbau hatte infolge von Fördermaßnahmen 2011 zugenommen. Der erschwerte Kreditzugang und die Reduzierung der staatlichen Wohnungsbeihilfe führen im laufenden Jahr zu einem Rückgang von 2,2%.
Etwas geringer fällt die Abschwächung beim Infrastrukturbau aus. Ab Jahresmitte starten größere Projekte im Autobahnbau und im öffentlichen Nahverkehr, die den Rückgang auf 1% abmildern.
Auch aus der Automobilbranche sind mittelfristig keine größeren Impulse zu erwarten. Für 2012 prognostiziert Le Crédit Lyonnais einen Rückgang der Inlandsproduktion um 7,5% auf 1,95 Mio. Pkw; bei Lastkraftwagen wird ein noch drastischerer Einbruch von 15% erwartet. Die Zulieferbranche rechnet 2012 wegen der düsteren Aussichten ihrer Abnehmer mit einem Minus von 3,9%, abgemildert durch die Auslandsnachfrage.
Noch offen ist, inwieweit sich die Wahl des neuen Präsidenten Francois Hollande auf die traditionell stark mit dem Staat verbundene französische Wirtschaft auswirken wird.auf die traditionell stark mit dem Staat verbundene französische Wirtschaft auswirken wird.
Einfuhren stiegen 2011 um 22%
Die französischen Einfuhren ausgewählter Maschinenpositionen (nach untenstehender Tabelle) stiegen 2011 um satte 22,4% auf insgesamt über 12 Mrd. Euro. Knapp 31% lieferten deutsche Anbieter, die ihren respektablen Marktanteil gegenüber dem Vorjahr damit sogar noch leicht ausbauen konnten. Am dynamischsten entwickelte sich aus deutscher Sicht die Nachfrage nach Werkzeugmaschinen zur Metallverarbeitung mit einem Plus von 64,6%.
Ebenfalls überdurchschnittlich stieg die Einfuhr von Bau-, Baustoff- sowie Bergbaumaschinen (+40,1%) und von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen (+30,0%) aus Deutschland. Mit Ausnahme des schwächelnden Marktes für Druck- und Papiermaschinen (Gesamteinfuhr: -1,4%; deutsche Einfuhr: -7,0%) gab es in allen Segmenten Zuwächse.
Laut FIM gingen 55,3% der französischen Maschinenbauexporte 2011 in die EU (darunter 15,1% nach Deutschland), sowie 13,1% nach Asien/Ozeanien (darunter 4,1% in die VR China und 1,5% nach Indien). Fachleute kritisieren die hohe Konzentration der französischen Ausfuhren auf die wenig dynamischen EU-Märkte und die geringe Präsenz in den internationalen Wachstumsmärkten.
GTAI, Online Newsletter 22.06.12