Die USA haben für deutsche Unternehmen eine immense Bedeutung: 2015 sind sie zum wichtigsten Handelspartner Deutschlands avanciert und haben Frankreich vom Platz des größten Abnehmers deutscher Güter verdrängt. Sie offerieren den weltgrößten nationalen Binnenmarkt, politische und wirtschaftliche Stabilität, klare marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen und weitreichende unternehmerische Freiheiten. Die Kaufkraft ist hoch – die Potenziale hier allerdings noch längst nicht ausgeschöpft. Und auch wenn das deutsche Saubermannimage in den USA zuletzt etwas gelitten hat, ist „made in germany“ immer noch ein starkes Kaufargument. Vor allem die deutsche Ingenieurskunst wird in dem technikaffinen Land geschätzt.

Das Land bietet beachtliche unternehmerische Chancen: Schwerpunkte des deutschen Warenangebots sind Neu- und Gebrauchtwagen, pharmazeutische Erzeugnisse, Fahrzeugteile und –komponenten sowie Güter aus Maschinenbau und Medizintechnik. Wirklich gut sieht es künftig für den Bereich „Advanced Manufacturing“ aus: Deutsche Maschinen- und Anlagenbauer können dazu beitragen, die in vielen US-Industriebranchen dringend benötigte Modernisierung der Fertigung voranzubringen. Auch die Automobilindustrie dürfte in den kommenden Jahren in Sachen Ausrüstungsinvestitionen geschäftig unterwegs sein. In der Chemie- und Kunststoffwirtschaft und vielen Fertigungsindustrien könnten die durch die niedrigen Energie- und Rohstoffpreise erzielten Kosteneinsparungen viel Raum für Neuinvestitionen schaffen. Auch im Bau ist noch reichlich Luft nach oben. Konsumgüterhersteller dürften die stärkere private Nachfrage positiv bemerken und können sich wegen der wachsenden Mittelschicht auch zukünftig gute Chancen ausrechnen. Der Health-Care-Sektor wird von der demografischen Entwicklung profitieren: altersgerechte Fahrzeuge, Sanitärkeramik oder Haustechnik dürften stärker gefragt sein.

Es gibt also was zu tun in den USA. Einfach ist es jedoch nicht, sich in dem hart umkämpften Markt zu behaupten. Es sind die vielen Besonderheiten, die hiesigen Betrieben das Leben oft schwer machen: abweichende Produktstandards, Normen, Regulierungen oder Geschmacksmuster, Visafragen oder die oft schwierige Rekrutierung von geeignetem Personal vor Ort. Und überhaupt: Die USA verfügen über die 26-fache Fläche Deutschlands und besitzen kein Zentrum, von dem aus das ganze Land bequem erschlossen werden könnte. Das Einfuhrverfahren? Komplex. Deutsche Unternehmen benötigen eine „CBP assigned number“, müssen einen „Importer of Record“ stellen, diverse Dokumente beibringen und Einfuhrabgaben in ihre Preise kalkulieren. Komplex ist auch der amerikanische Kunde: zwar schätzt er das deutsche Produkt, erwartet jedoch eine viel höhere Serviceleistung und Betreuung.

Vieles von diesem ist den Unternehmen, die schon länger auf dem US-amerikanischen Markt agieren, bekannt. Sie haben sich angepasst. Und machen sehr gute Geschäfte. Rund 3700 von ihnen – die meisten klein- und mittelständisch geprägt –  agieren mit eigenen Töchtern vor Ort. Doch auch sie stehen vor neuen Herausforderungen. Die chinesische Konkurrenz bekommen sie in der letzten Zeit immer deutlicher zu spüren. Ebenso wie das Konsumverhalten einer neuen Generation von Kunden, den sogenannten „Millenials“, hierzulande eher als „Generation Y“ bekannt. Altbewährte Vertriebskonzepte funktionieren hier nicht mehr: Fast jeder zweite Millenial ist latein- beziehungsweise afroamerikanischer oder asiatischer Abstammung, hat von Haus aus oft weniger Bezug zu Deutschland und deutschen Produkten als der heutige Durchschnitt und kann sich Qualitätswaren „made in germany“ nur begrenzt leisten.

Diese und weitere Informationen bietet das Special „Unternehmerfreundliches Umfeld mit anspruchsvollen Regeln“ von der GTAI.

IHK Hannover, 30.05.16
http://www.hannover.ihk.de/ihk-themen/international.html