71 Länder und 134 Branchen in 28 Ländern herabgestuft – das ist das Ergebnis der aktuellen Länderrisikobewertung des internationalen Kreditversicheres Coface. Auch Deutschland hat sich im Ranking verschlechtert.
Der internationale Kreditversicherer Coface stuft in seiner aktuellen Länderrisikoanalyse 71 von 162 Volkswirtschaften herab, darunter auch Deutschland in die Kategorie A3 – die niedrigste Ländernote, die die Bundesrepublik in über 20 Jahren bei Coface hatte. Zusammen mit den Länderanpassungen hat der Kreditversicherer auch eine Branchenanalyse gewagt. Das Ergebnis: 134 Branchen in insgesamt 28 Ländern kommen schlechter weg als vor der Pandemie.
Die Coface-Länderbewertung misst das durchschnittliche Ausfallrisiko bei B2B-Geschäften mit kurzfristigen Zahlungszielen im jeweiligen Land. Bewertet wird nicht die Staatsbonität. Um das Länderrisiko zu bestimmen, bezieht Coface die wirtschaftliche, finanzielle und politische Situation der Länder sowie die Zahlungserfahrungen der Coface-Kunden und das Geschäftsumfeld ein. Die Bewertung erfolgt in sieben Stufen: A1 bis A4 stehen für ein relativ geringes Risiko, B, C und D stehen für ein mittleres bis hohes Risiko und E für ein sehr hohes Risiko. Eine genaue Beschreibung der Risikokategorien finden sich in der Rubrik „Versicherbare Länder und Länderbewertungen“ auf den Webseiten von Coface.
Wenn Deutschland A3 hat …
A3 heißt bei Coface so viel, dass das Risiko für Forderungsverluste und Insolvenzen in dem Land zwar noch befriedigend ist, jedoch nicht mehr niedrig. Wenn Deutschland aber nun A3 hat, wie steht es dann um das durchschnittliche Risiko eines Zahlungsausfalls im Geschäft mit unseren europäischen Nachbarn und wie erst mit Schwellen- und Entwicklungsländern? Die konnten keinen solch gigantischen Corona-Rettungsschirm wie die Bundesrepublik spannen.
Beim Blick auf die europäische Landkarte machen die fast schon „üblichen Verdächtigen“ das Rennen: In Österreich, Dänemark, Finnland, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Schweden und die Schweiz schätzt Coface die Wahrscheinlichkeit für Zahlungsausfälle generell gering und damit auch besser als in Deutschland ein. Gar nicht gut sieht es hingegen in Albanien, Armenien, Bosnien Herzegowina, Kirgisistan, Tadschikistan oder der Ukraine aus – mehr als ein D gibt es hier nicht.
Im Raum Asien-Pazifik tun sich Japan und Neuseeland mit einer A2-Bewertung hervor. China, Indien und der Vietnam bekommen immerhin ein B. Auf dem amerikanischen Kontinent können nur die USA, Kanada, Chile, Peru und Uruguay mit einem A aufwarten. Ganz düster scheint es in Venezuela und Kuba bestellt. Und auch auf dem afrikanischen Kontinent schätzt Coface die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen deutlich höher ein als vor der Corona-Pandemie: Das Geschäftsumfeld in Ägypten, Südafrika und Namibia hat sich merklich verschlechtert, noch schlimmer scheint es um Angola, Algerien, dem Kongo und Nigeria zu stehen. Einzig in Ruanda und im Senegal scheint der Zahlungsausfall noch im akzeptablen Bereich. Im Nahen und Mittleren Osten ist die Lage nicht viel besser: Im Irak, Iran und dem Jemen wird die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls als außerordentlich hoch eingeschätzt (E). Israel bekommt hingegen ein A3 und auch in Katar und Kuweit ist das Risiko nicht viel größer als in Israel. Die detaillierten Analysen finden sich auf den Seiten 6 und 7 des aktuellen Coface-Barometer Länder und Branchen.
Branchenrisiken nehmen zu: Automobil, Metall, Textil und Bekleidung
Die Herabstufung der Länderrisikobewertung ist eng mit den Branchenrisiken verknüpft. Auch hier hat Coface in der aktuellen Analyse den Rotstift angesetzt. In Deutschland trifft es die Automobil-, Transport und Metallbranche sowie die Textil- und Bekleidungsindustrie, aber auch den Einzelhandel sowie die Baubranche. Das sieht anderorts nicht viel anders aus. Zwar wurden nicht immer Herabstufungen vorgenommen, dennoch lässt sich festhalten das das Risiko von Zahlungsausfällen in oben genannten Branchen weltweit hoch ist. Für die Pharmaindustrie sieht es hier deutlich besser aus. Die explizite Übersicht findet sich im Coface-Barometer Länder und Branchen auf den Seiten 8 bis 12.
Disclaimer
Die aktuelle Risikobewertung des Kreditversicherers Coface kann sicherlich nicht nur auf COVID-19 geschoben werden, definiert ihn aber als beherrschenden Faktor bei den aktuellen Herabstufungen. Mehr dazu in der Pressemitteilung „Erdrutsch bei Coface-Bewertung“ vom 8. Juni 2020. Wie auch immer – festzuhalten bleibt, dass sich das Risiko von Zahlungsausfällen weltweit erhöht hat
Newsletter der IHK Hannover, 10.06.20