Transparenz zu Bedingungen der Kreditvergabe und aktuelle Informationen zum Thema Zahlungsverhalten, Liquiditätsprüfung von Firmen sind deshalb weiterhin sehr gefragt. Zwar bemühen sich die Zentralbanken und andere Geldinstitute weltweit, die Wirtschaft mit ausreichend Krediten und Liquidität zu versorgen. Kreditknappheit und Ausfallrisiken werden aber in vielen Teilen der Welt auch künftig spürbar bleiben. Dabei ist die Situation in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich.

Die GTAI analysiert daher die Kreditvergabe und das Zahlungsverhalten in ausgewählten Exportmärkten.

Zahlungsverhalten im internationalen Vergleich

Gerade für den stark ausfuhrorientierten deutschen Mittelstand wird es derzeit immer schwieriger, Exportgeschäfte zu finanzieren. Zahlungsverzögerungen sind an der Tagesordnung, Projekte werden aufgeschoben oder ganz storniert, und die Zahl der Insolvenzen steigt. Transparenz über die Bedingungen der Kreditvergabe und die weitere Entwicklung in einzelnen Ländern ist daher jetzt besonders gefragt.

Zwar bemühen sich die Zentralbanken und andere Geldinstitute weltweit, die Wirtschaft mit ausreichend Krediten und Liquidität zu versorgen. Eine Rückkehr zur Normalität ist bislang jedoch noch nicht in Sicht. Kreditknappheit und Ausfallrisiken werden in vielen Teilen der Welt auch weiterhin spürbar bleiben. Jedes Land reagiert unterschiedlich auf die veränderten Risiken im internationalen Handel.

In der größten Volkswirtschaft der Welt, den USA, wo ja auch die Finanzkrise ihren Anfang nahm, haben die Unternehmen nach wie vor Probleme, an Kredite zu gelangen bzw. sie versuchen, ihre Zahlungsverpflichtungen mit entsprechenden Auswirkungen auf den Außenhandel zu verringern. Auch in Kanada sind Liquiditätsengpässe zu beobachten. Dabei bleibt der Zahlungsverkehr zwar grundsätzlich ungehindert, jedoch hat die Zahlungsmoral nachgelassen.

Auch beim NAFTA-Partner Mexiko sind ein erhöhtes Kreditrisiko und vermehrte Zahlungsausfälle zu verzeichnen. Brasilien behält einen offenen Zahlungsverkehr bei, Devisen sind frei handelbar, Auflagen für Vorauszahlungen nicht vorhanden. Allerdings sank auch hier das Kreditvolumen. Argentinien ist durch seine eigene Krise seit 2002 weitgehend finanziell eingeschränkt.

Chile setzt auf Sicherheit und umfangreiche Garantien bei Krediten. Deutlich restriktiv entwickelt sich der Zahlungsverkehr mit Venezuela. Künftig entscheidet die Regierung per Dekret, für welche Waren Devisen zum offiziellen Wechselkurs eingesetzt werden dürfen.

Handelspartner in Europa reagieren unterschiedlich auf die Krise

Bei den Haupthandelspartnern in Europa fällt die Bilanz unterschiedlich aus: Mit französischen Unternehmen hat sich der Zahlungsverkehr gebessert. Aufgrund von Änderungen im Wirtschaftsrecht sind die Zahlungsfristen verkürzt und Säumniszuschläge angehoben worden. In Italien haben sich die Bedingungen allerdings verschlechtert. Deutsche Exporteure müssen erhebliche Zahlungsverzögerungen in Kauf nehmen.

Durch die Wirtschaftskrise ist auch im Handel mit Spanien, dem Vereinigtem Königreich, Belgien und Griechenland mit mehr Zahlungsausfällen zu rechnen. Bei Portugal wartet man am längsten auf sein Geld. Daher werden höhere Forderungssicherungen empfohlen. Zwar nehmen auch in den Niederlanden, Schweden, Österreich und der Schweiz Liquiditätsengpässe und Insolvenzen zu. Jedoch funktioniert die Absicherung und Durchsetzung von Ansprüchen dort gut.

Mit deutlichen Verschlechterungen der Finanzierungsbedingungen ist in Teilen Osteuropas zu rechnen. Bei Warenlieferungen nach Weißrussland beispielsweise können lokale Importeure Vorauszahlungen nur noch leisten, wenn eine entsprechende Genehmigung der Nationalbank vorliegt. Im Falle der Ukraine nehmen Liquiditäts- und Insolvenzprobleme stark zu. Gleichzeitig hat Russland Liquiditätsengpässe und die Zahlungsfähigkeit der Schuldner sinkt. Seit Ausbruch der Wirtschaftskrise hat sich hier der Anteil überfälliger Kredite mehr als verdoppelt.

Demgegenüber stehen Ungarn, Tschechien und Polen, auch wenn sie ebenfalls mit zunehmenden Insolvenzen und Zahlungsausständen zu kämpfen haben, vergleichsweise gut da.

In Asien nur moderate Auswirkungen

In Asien zeigt die Krise größtenteils nur moderate Auswirkungen: In der VR China sind Kreditengpässe festzustellen. Daher versuchen chinesische Unternehmen unter anderem, die Finanzierung durch Lieferantenkredite zu erreichen. Devisenaustausch mit dem Ausland ist mit hohen Auflagen verbunden.

Anders im Finanzzentrum Hongkong (SVR), das kaum negative Kriseneffekte bei seinen Banken feststellen konnte, aber bei der Kreditvergabe etwas vorsichtiger geworden ist. Hier ist der Zahlungsverkehr mit dem Ausland ungehindert und soll durch ein seit Juli existierendes neues System auch mit China vereinfacht werden. Trotz der stark gebeutelten Wirtschaft läuft in Japan der Zahlungsverkehr fast normal.

Auch Indien hat seinen Zahlungsverkehr und seine Devisenregeln gut im Griff; allerdings hat sich die Liquidität der Unternehmen vor Ort verschlechtert. In Indonesien ist die Lage am Kreditmarkt weitgehend entspannt, da die Zentralbank nach der Asienkrise die Messlatte für Ausleihungen sehr hoch gehängt hatte. Wie in Thailand ist die Zahlungsmoral gut, was eine ausreichende Forderungssicherung jedoch nicht ersetzt.

Auch die Türkei hat aufgrund einer bereits früher eingeführten restriktiven Kreditvergabepolitik weniger mit Bankenproblemen zu kämpfen.

Auf dem afrikanischen Kontinent zeigen die Länder deutlich abweichende Antworten auf die Krise. Während Marokko auf die reibungslose Abwicklung im Zahlungsverkehr setzt, um vom internationalen Handel zu profitieren, geht Algerien den umgekehrten Weg. Die Bestimmungen für den Devisentransfer wurden verschärft, die Hürden für den Handel höher gelegt. Im mittleren Afrika versucht Kenia, seinen Zahlungsverkehr effizienter zu gestalten.

Hier finden Sie eine Gesamtübersicht des GTAI-Specials auf Länderebene.

GTAI, 25.04.12