Jedes fünfte ausländische Unternehmen in Spanien ist eine deutsche Niederlassung. Mit Erlösen von 61 Mrd. Euro auf Rang 3 hinter Frankreich und den USA.

Mit 2.020 Filialen bildeten sie 2014 die stärkste ausländische Gruppe. Ihre Wertschöpfung entsprach laut dem spanischen Statistikinstitut einem Anteil von 3,1% an der gesamten spanischen Wertschöpfung der gemessenen Branchen. Noch mehr Gewicht hat Deutschland mit 5,4% in der Industrie.

Die Niederlassungen deutscher Unternehmen in Spanien haben als Teil der iberischen Volkswirtschaft die konjunkturellen Ausschläge miterlebt. Den Aufschwung nach dem EU-Beitritt 1986, die Hochkonjunkturphase bis 2008, den Einbruch in zwei Rezessionsphasen bis 2013 und die Erholung seither. Ihre Zahl hat auch in den schwierigsten Jahren der Krise stetig zugenommen und überstieg 2014 erstmals die Marke von 2.000.

Über die Hälfte der Umsätze, Wertschöpfung und Beschäftigung der Firmen unter mehrheitlich deutscher Kontrolle in Spanien ist im Industriesektor angesiedelt. Sie stehen dort mit 5,4% der spanischen Industriewertschöpfung praktisch gleichauf mit den Firmen aus den USA und vor Frankreich. Sehr stark auf den Export ausgerichtet tragen sie zur wachsenden Internationalisierung Spaniens bei. Die Filialen deutscher Dax-Konzerne und Familienunternehmen sind langfristig am Standort Spanien interessiert, investieren ausgeprägt in Forschung und Entwicklung (F&E) und bringen die Kultur dualer Ausbildung mit ein. Viele blicken auf eine jahrzehntelange Geschichte im Land zurück. Einige sind dem Standort schon mehr als 100 Jahre verbunden.

Unternehmen mit deutschem Hintergrund haben 2014 in Spanien 61,4 Mrd. Euro umgesetzt. Dieser Wert übertraf den Vorkrisenstand 2008 (55,7 Mrd. Euro) und lag um 9,1% über dem Niveau des Jahres 2013. Die für viele spanische Unternehmen so kritische Durstrecke zwischen 2008 und 2013 zeigt sich auch bei deutschen Firmen in zwei, wenn auch flacheren Tälern: im Weltkrisenjahr 2009 und – ohne dabei erneut unter das Vorkrisenniveau abzurutschen – im Jahr 2012. Seither entwickeln sich die Umsätze insgesamt positiv. Der Anteil deutscher am Gesamtumsatz ausländischer Filialen in Spanien betrug 13,2%, womit sie nach den französischen Firmen (18,4%) und denen aus den USA (13,6%) an dritter Stelle lagen.

Kennziffern der Unternehmen mit deutschem Hintergrund in Spanien 2014 1) 2)
Zahl der Unternehmen Umsätze in Mio. Euro Beschäftigte Wertschöpfung in Mio. Euro
Insgesamt 2.020 61.431 167.994 12.327
.Industrie 829 33.757 72.674 6.925
.Verarbeitendes Gewerbe 309 30.826 71.189 6.282
..Verkehrsmittel(NACE 29, 30) 53 17.472 33.059 3.032
..Chemieerzeugnisse und Arzneimittel (NACE 20, 21) 48 5.314 10.722 1.255
..elektrische, elektronische und optische Erzeugnisse (NACE 26, 27) 17 2.714 7.645 594
..Maschinenbau (NACE 28) 38 1.349 5.252 342
.Handel 728 20.675 51.254 2.743
..Handel, Reparatur von Kfz (NACE 45) 53 6.737 5.442 463
..Großhandel mit Lebensmitteln, Haushaltswaren (NACE 462-464) 157 4.744 10.121 708
..Einzelhandel mit Nahrungsmitteln, Waren, Sprit, IKT (NACE 471-474) 76 4.292 15.667 636
..Großhandel mit IKT, Maschinen, sonstiger Großhandel (NACE 465-469) 353 4.053 10.816 715
.Dienstleistungen 463 6.999 44.065 2.659
..Lagerung und sonstige Dienste für Verkehr (NACE 52) 73 1.972 8.321 447
..Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (NACE 77-82) 56 1.278 12.033 676
..Transport, Post-, Kurierdienste (NACE 49-51,53) 29 1.102 4.167 256
..Freiberufliche, wissenschaftliche, technische Dienstleistungen (NACE 69-75) 136 982 6.753 467
..IT-Dienste (NACE 62, 63) 53 895 6.704 468

1) aufgeführt sind die umsatzstärksten Branchen, 2) Die Zahlen stammen aus einer Aufstellung des spanischen Statistikinstituts INE auf Anfrage von Germany Trade & Invest (GTAI). Sie gehören in die Erhebung zu Filialen ausländischer Unternehmen in Spanien, die das INE seit 2008 erstellt. Diese umfasst 26 Segmente in Industrie, Handel und Dienstleistungssektor. Nicht einbezogen werden dabei Landwirtschaft, Baugewerbe, Finanz- und Gesundheitsdienste, Kultur und Kreativwirtschaft, Haushalts-, Bildungs- und öffentliche Dienstleistungen. Berücksichtigt werden muss zugleich, dass die Zahlen des Statistikamtes nicht nur durch die rein betriebswirtschaftliche Entwicklung beeinflusst werden, sondern auch durch Unternehmensverkäufe oder -zukäufe ausländischer Investoren, bei denen Mehrheitsanteile die Nationalität wechseln. Durch die abweichende Methodologie lassen sich die Zahlen nicht direkt mit denen über ausländische Direktinvestitionen etwa der Deutschen Bundesbank vergleichen, die alle Branchen berücksichtigt, zugleich aber erst bei einer Bilanzsumme von 3 Mio. Euro ansetzt. Quelle: Spanisches Statistikinstitut INE

Kennziffern ausländischer und deutscher Filialen in Spanien 2014 (in Mio. Euro)
Filialen ausländischer Firmen Deutsche Filialen
Geschäftsumsatz 464.304 61.431
Erwerbstätige (in Personen). 1.273.409 167.994
Produktionswert 297.204 40.201
Wertschöpfung zu Faktorkosten 89.349 12.327
Einkäufe und Dienstleistungen durch andere Unternehmen 322.463 42.965
Personalkosten 54.409 7.426
Externe Dienste 62.898 8.398
Bruttoinvestitionen in Sachanlagen 14.016 1.811
Betriebseinnahmen 476.038 63.378
Betriebsausgaben 467.431 62.456
Verkäufe ins Ausland 128.167 22.037

Quelle: INE (Estadística de Filiales de Empresas Extranjeras en Espana)

Wenn sich mit Ausnahme des Krisenjahres 2009 die Wertschöpfung deutscher Unternehmensfilialen in Spanien seither positiv weiterentwickelt hat, dann vor allem dank der Betriebe der verarbeitenden Industrie. Diese haben 2014 in zentralen Parametern den Vorkrisenstand sehr deutlich übertroffen (darunter Umsatz: +32%; Wertschöpfung: +45%). Im Handel hingegen hinterließen Rezession und Konsumrückgang länger ihre Spuren. Das Umsatz- und Wertschöpfungsniveau lag 2014 noch unter dem des Jahres 2008 mit -16,7% und -17,8%. Die Anzahl deutscher Handelsfilialen ist aber auch in der Rezession durchweg gewachsen. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftserholung in Spanien, die auf dem Konsum und den Anlageinvestitionen fußt, dürfte sich dieses Bild mittlerweile verbessert haben. Der Dienstleistungssektor hat, ebenfalls mit mehr Firmen in seinen Reihen, den Vorkrisenstand leicht überwunden – bei den Umsätzen um 4,4%, bei der Wertschöpfung um 5,5%.

GTAI-Newsletter, 22.05.17