Einige Beispiele für Kulturunterschiede im Geschäftsleben:

In den USA gilt „Time is money“. Effiziente und rasche Ziele sind gewünscht. In Deutschland doch auch? Sicherlich – doch wird dieser Gedanke in den USA und Deutschland recht anders verfolgt.

Der Amerikaner denkt in Prozessen und berichtet von seinen Fortschritten. Der Deutsche hingegen neigt dazu, ein Ergebnis abzuliefern, ohne zuvor über Teillösungen zu berichten. In der Zusammenarbeit kann das natürlich zu Problemen führen, zum Beispiel wenn der Amerikaner im Produktionsprozess eines für ihn hergestellten Produktes nicht kontinuierlich auf dem Laufenden gehalten wird.

Insgesamt gilt: Die US-amerikanische Handlungsorientierung ist von einer starken Risikobereitschaft und Optimismus geprägt. Man geht in der Regel sehr pragmatisch und zielorientiert vor und will eine schnelle Lösung. Die muss nicht vollständig ausgearbeitet oder korrekt sein – revidieren, noch einmal von vorne anfangen – das ist im amerikanischen Geschäftsalltag durchaus in Ordnung. Scheitern übrigens auch. In den USA beobachten wir häufig eine große Gelassenheit gegenüber Fehlern, denn hier gilt „Trial and Error“.

Das heißt, während man sich in Deutschland noch oft noch in der Phase der Entscheidungsfindung befindet, in welcher Vor- und Nachteile oder mögliche Risiken intensiv besprochen werden, steckt man in den USA zur gleichen Zeit schon oft in der Projektumsetzung.

In den USA ist Marketing das A und O. Es ist ein integraler Bestandteil unternehmerischen Handelns und hat eine klare Linienfunktion. So ist der Marketingvorstand in einer amerikanischen Firma absolut gleichwertig mit dem Finanzvorstand oder dem Vorstand „Manufacturing“. Er ist nämlich für das Wichtigste eines Unternehmens verantwortlich – für den Markt, den Umsatz, die Kundenzufriedenheit und damit auch die Zukunft. Aber auch in den Verhandlungen dreht sich alles um das Marketing – für den Amerikaner ist (self)presentation ein wichtiger Teil der Überzeugungsarbeit und ein Indiz für Qualität.

Die meisten Amerikaner sind sehr offene, zugängliche Menschen. Ihr extrovertierter Kommunikationsstil kann Ausländern den Einstieg in das Geschäft erheblich erleichtern. Man wird überschwänglich begrüßt, erfährt wie es der Frau geht, das gerade ein Hund für die Kinder angeschafft wurde, usw. usw. Hinter diesen Gesprächen steckt jedoch nicht immer die Absicht, eine langfristige Beziehung aufzubauen. Ziel des amerikanischen Geschäftspartners ist es, eine möglichst angenehme Atmosphäre zu konstruieren.

Hierfür geht er auch sehr öffentlich mit seinem Privatleben um und spart nicht an Freundlichkeit. Deshalb: Nettigkeiten, die hierzulande als übertrieben erscheinen mögen, sind im Umgang mit den Amerikanern oft gerade richtig. Vorsicht aber mit Kritik: Konstruktive Hinweise, wie sie in Deutschland oft erwünscht sind, werden schnell negativ aufgenommen.

Und noch etwas: Der scheinbar lockere Umgang im Geschäftsalltag der Amerikaner miteinander kann täuschen. Amerikaner sind grundsätzlich von einem starken Gleichheitsgedanken geprägt, das heißt prinzipiell sind sie im Umgang miteinander alle gleich. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Hierarchien gibt – sie werden nur weniger gezeigt als in Deutschland.

Amerikaner sind sehr eigeninteressiert, unabhängig, sich ihrer Rechte und Platzes in der Gesellschaft bewusst. Sie verhalten sich absolut pragmatisch, was bedeutet, dass der individuelle Erfolg in der Regel wichtiger  ist, als der des Unternehmens. Eine interne Verpflichtung besteht nur so lange kein besseres Angebot vorliegt. Aus deutscher Sicht wirkt dieser amerikanische Individualismus oft wie schierer Egoismus. Aus Sicht der Amerikaner ist es das aber nicht. Der Amerikaner verhält sich loyal – zu sich selbst.

Fazit:
Ein kultureller Unterschied im Geschäftsalltag zwischen den USA und Deutschland lässt sich nicht weg reden. Oben angeführte Beispiele können durch unzählig viele weitere ergänzt werden. Und da es für den deutschen Mittelständler immer gut ist, in denselben Hirnwindungen zu denken, wie sein Amerikanischer Partner, sollte er dem Faktor K im US-Geschäft ausreichend Beachtung schenken.

IHK Hannover, 14.11.16
http://www.hannover.ihk.de/ihk-themen/international.html