Ausfuhr und Einfuhr mit zweistelligen Zuwachsraten
Auch 2011 hat Exportweltmeister China eine dynamische Außenhandelsentwicklung verbuchen können. Der Umsatz erhöhte sich laut Zollangaben um 22,5% auf 3,64 Bill. US$. Mit diesem Ergebnis liegt China dem Volumen nach nur noch knapp hinter dem US-Außenhandel für 2011 (3,75 Bill. $). Dabei legten die Importe mit einem Plus von 24,9% auf 1,74 Bill. $ stärker zu als die Exporte, die eine Steigerungsrate von 20,3% auf 1,90 Bill. $ aufwiesen. Der Saldo der Handelsbilanz ging damit das dritte Jahr in Folge auf nur noch 155 Mrd. $ zurück.
Die Chancen für ausländische Lieferanten sind allerdings als nicht mehr ganz so günstig einzuschätzen. So gingen die Zuwachsraten der chinesischen Importe seit dem ersten Quartal 2011 – jeweils verglichen mit dem entsprechenden Vorjahresquartal – von einem Plus von 32,7% kontinuierlich zurück und erreichten im Schlussquartal nur noch +20,6%.
Aussichten für 2012 etwas verhaltener
Auch auf Monatsbasis lässt sich ein Rückgang feststellen und 2012 dürfte die Einfuhrdynamik weiter nachlassen. Dass im Januar 2012 ein Rückgang von 15,0% gemeldet wurde, darf allerdings nicht überbewertet werden. Ausnahmsweise fiel das chinesische Neujahrsfest diesmal auf den Januar, wodurch erfahrungsgemäß sämtliche Statistiken stark verzerrt werden.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen betraf die Importdynamik 2011 sämtliche Warengruppen. Mit die höchsten Zuwachsraten ergaben sich in Folge des Rohstoffhungers der Volksrepublik bei den Einfuhren von Eisenerz (+41,0% auf 112 Mrd. $) und Rohöl (+45,3% auf 197 Mrd. $), die wertmäßig jeweils um knapp die Hälfte zulegten.
In etlichen für deutsche Lieferanten wichtigen Sparten ist allerdings eine Abschwächung zu verzeichnen. So gingen die Maschinenimporte Chinas im Gesamtjahr zwar noch um 21,5% auf 151,7 Mrd. $ nach oben, im Monatsvergleich wird der Abwärtstrend aber deutlich sichtbar. Belief sich das Plus im Januar 2011 im Vergleich zum Vorjahresmonat noch auf 68,1%, so stagnierte die Einfuhr im November, und im Dezember musste gar ein Rückgang um 8,3% verkraftet werden.
Insbesondere Berg-, Hoch- und Tiefbaumaschinen (+5,9% auf 7,6 Mrd. $) sowie Druckmaschinen (+8,8% auf 11,9 Mrd. $) verloren im Monatsvergleich kontinuierlich an Dynamik. Bei Werkzeugmaschinen (+39,9% auf 13,2 Mrd. $) und Papiertechnik (+35,0% auf 1,8 Mrd. $) hingegen ist die Konjunktur weiterhin positiv.
In den für deutsche Lieferanten wichtigen Warengruppen, die bislang noch keine Schwäche zeigen, finden sich auch einige Sparten der Chemie. So ging beispielsweise die Einfuhr von Medikamenten um 40,6% auf 11,3 Mrd. $ nach oben, und auch bei Düngemitteln (+34,3% auf 3,4 Mrd. $) und Organischen Chemikalien (+31,9% auf 33,0 Mrd. $) sind die Zuwächse weiterhin beachtlich.
Freuen durften sich auch ausländische Pkw-Hersteller. Die chinesischen Auslandsbezüge von Autos stiegen 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 41,4% auf 40,9 Mrd. $. Und einer der wichtigsten High-Tech-Sektoren, die Medizintechnik, legte mit einem Plus von 28,7% auf 6,0 Mrd. $ zum dritten Mal in Folge ein mehr als 20%iges Wachstum vor.
Deutsche Lieferungen wuchsen mit dem Gesamtmarkt
Deutsche Hersteller konnten 2011 zwar nichts Außergewöhnliches erreichen, ihre Lieferungen wuchsen aber immerhin mit dem Gesamtmarkt, so dass ein Plus von 24,9% auf 92,7 Mrd. $ erzielt werden konnte. Deutschland hielt damit seinen Platz als einziges europäisches Land unter den zehn größten Lieferländern für China.
An der Struktur der Lieferländer zeigt sich der große Umbruch, der sich in den vergangenen Jahren ereignet hat. Während Länder wie Brasilien, Saudi Arabien oder Australien vor einer Dekade noch nahezu keine Rolle spielten, sind diese Rohstoffquellen heute in der Spitzengruppe der Lieferanten für China. Während diese drei Länder vor zehn Jahren zusammen einen Anteil von nur 3,8% an den chinesischen Gesamteinfuhren stellten, waren es 2011 schon 10,5%.
Im Gegenzug verloren – mit einer Ausnahme – sämtliche Länder, die vor einer Dekade an der Spitze der Lieferländer standen, kontinuierlich Marktanteile. Hongkong (SVR) und Singapur fielen aus der Liste heraus. Am schlimmsten traf es Japan, das innerhalb einer Dekade Anteile im Umfang von 7,2 Prozentpunkten verlor. Aber auch Taiwan (-4,1 Punkte) oder die USA (-2,9 Punkte) befinden sich auf der Verliererseite.
Unter den führenden Lieferländern war nur Deutschland in der Lage, seine Position nicht nur zu halten, sondern sogar – wenn auch geringfügig – auszubauen. Innerhalb der letzten Dekade gingen die Anteile um 0,7 Punkte auf 5,3% (2011) nach oben. Im Wesentlichen ist das der führenden Stellung der Hersteller von Kfz und Maschinen zu verdanken, die in vielen Sparten einen der ersten Plätze einnehmen.
Ausfuhrseitig hat sich China 2011 mit einem Plus von 20,3% auf 1.899 Mrd. $ weiter von seinen Verfolgern abgesetzt. Das Volumen lag um 320 Mrd. $ über den nächstgelegenen USA, deren Gesamtexporte nur um 15,9% auf 1.481 Mrd. $ zulegen konnten. Deutschland behielt seinen dritten Rang mit einer Steigerungsrate von 16,3% auf 1.476 Mrd. $.
Größter Kunde blieb die EU, die 2011 ein knappes Fünftel der chinesischen Auslandslieferungen abnahm. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren stagnierte der Überschuss zuungunsten der Europäischen Union erstmals bei 145 Mrd. $. Das tatsächliche Defizit der EU dürfte aber noch beträchtlich höher liegen, da die Reexporte Hongkongs nicht in der chinesischen Statistik auftauchen.
Als Abnehmerland an zweiter Stelle standen die USA, die weitere 17% der Exporte abnahmen. Nach chinesischer Statistik belief sich das US-Defizit 2011 auf 202 Mrd. $. Die zuverlässigere US-Statistik, die die Reexporte Hongkongs miteinbezieht, kommt allerdings zu ganz anderen Werten: Nach Angaben des Department of Commerce erhöhte sich das US-Handelsbilanzdefizit mit China 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 7,6% auf 313 Mrd. $ – knapp 40% des Gesamtdefizits der USA in Höhe von 784 Mrd. $.
Elektronische Erzeugnisse dominierten auch 2011 die chinesische Ausfuhr. Sie stellten im Gesamtjahr 26,1% der Exporte, gefolgt von Textilien und Bekleidung (13,1%), Elektrotechnik (7,9%) und Maschinen (ebenfalls 7,9%). Auf Chemische Erzeugnisse schließlich entfielen 6,0%.
Höchste Zuwachsraten bei Auslandslieferungen im Bereich Pkw
Die höchsten Zuwachsraten bei den Auslandslieferungen waren im Bereich Pkw (+70%) sowie bei Eisen und Stahl (+40%) zu verzeichnen. In Falle von Eisen und Stahl konnte allerdings das Vorkrisenniveau von 2008 noch nicht wieder erreicht werden. Bei Personenwagen aber wurde das Vorkrisenniveau wieder übertroffen, und China hofft, die Weltmärkte über die Peripherieländer zu erobern. Hauptabnehmer waren 2011 Brasilien (+468% auf 488 Mio. $), Russland (+91% auf 405 Mio. $) sowie Chile (+99% auf 246 Mio. $).
Immer stärker wird China auch als Lieferant von Chemischen Erzeugnissen. Mit einem Zuwachs von 31% auf 115 Mrd. $ wurde 2011 das Ergebnis aus 2008 (79 Mrd. $) weit übertroffen, und ein Vergleich zum Beispiel mit der Dynamik der US-Ausfuhren (2011: +10% auf 207 Mrd. $) zeigt, dass China auch in diesem Segment im Welthandel nicht mehr wegzudenken ist.
GTAI, 02.04.12