Argentinien ist zurück auf der Landkarte außenhandelsorientierter Unternehmen. Die Wirtschaft spricht von einem neunen Momentum in den deutsch-argentinischen Beziehungen. Fragt man die in Argentinien ansässigen deutschen Unternehmen, verzeichnen 70 Prozent ein Wachstum von mehr als 20 Prozent in diesem Jahr.

Das soll 2018 auch so weiter gehen. Die Branchen mit dem höchsten Wachstumspotenzial: das Agrobusiness, die Infrastruktur und der Bereich Energie. Ein Blick hierauf:

Landwirtschaft: Argentiniens grüner Motor
Schon in den Zeiten als es noch hieß „Riche comme un argentin“ und Argentinien gemessen am Pro-Kopf-Einkommen zu den reichsten Ländern der Erde zählte, kam der Wohlstand hauptsächlich aus der Landwirtschaft. Präsident Macri hat das verstanden und will nun einen neuen Boom für den Sektor. In der Tat kann Argentinien heute schon 400 Millionen Menschen und damit mehr als das Zehnfache der eigenen Bevölkerung ernähren.

Und in fünf Jahren? Da soll die argentinische Landwirtschaft gut und gerne um 50 Prozent gewachsen sein. Weniger durch Soja, sondern durch Fleisch und Weizen, Zitronen, Birnen, Honig, Oliven und Erdnüsse. Macri setzt auf die ehemaligen Export-Klassiker und auf Diversifikation. Sein Konzept scheint aufzugehen. Gemäß offiziellen Schätzungen erwartet Argentinien in der laufenden Anbauperiode 2016/17 eine Rekordernte von 130 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten, der Fleischexport und Viehbestand legt kontinuierlich zu, der Düngemitteleinsatz verdoppelte sich in der jüngsten Anbauperiode und die Düngerimporte legten um ein Drittel zu.

Große Bewegung gibt es im Markt für Mähdrescher und Traktoren. Und: Unter den verbesserten Rahmenbedingungen richten Argentiniens Landwirte, die technologisch sehr affin sind, auf Industrialisierung und Digitalisierung. Für deutsche Unternehmen aus den Bereichen Landtechnik, Agrarchemie, Kfz-Industrie, Maschinenbau, Logistik und IT bieten sich in dieser Branche Chancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Infrastruktur: Teer, Gleise, Kanalrohre
Argentiniens Infrastruktur hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten wenig entwickelt. Nun deuten alle Zeichen auf eine große Aufholjagd hin – privaten Betreibern und Investoren werden große Beteiligungsmöglichkeiten eingeräumt. Gleichzeitig hat die Regierung die Transparenz bei öffentlichen Entscheidungs- und Vergabeprozessen erhöht. Obwohl die größte Summe der geplanten Investitionen auf die Straße fließen wird, ist die Reaktivierung und Modernisierung der Eisenbahnen für Personennahverkehr und Gütertransport klar im Fokus der lokalen Verkehrspolitik.

Schritt für Schritt soll der Verkehr von der Straße auf die Schiene zurück verlegt werden, denn eigentlich verfügt Argentinien über das größte Eisenbahnnetz Lateinamerikas – es ist nur kaum benutzbar. Zusätzlich auf dem Investitionsplan: Nahverkehrsprojekte im Großraum Buenos Aires, Infrastrukturmaßnahmen für Flug- und Seehäfen, neue Trinkwasserleitungen und Kanalisationsrohre, sozialer Wohnungsbau und Technologieparks.

 

Energie: Frischer Wind in der Pampa
Ganz ehrlich – Argentinien gehört zu den Standorten mit den besten Sonnenstrahlungswerten und den höchsten Kapazitätsfaktoren in der Windkraft. Aufgrund falsch gesetzter Anreize für Investoren und Verbraucher und knapper Kassen hat man aus diesem Potenzial allerdings bis dato wenig gemacht – die Erneuerbaren spielten eine Nischenrolle. Das ändert sich jetzt. Um Anreize für einen wirtschaftlichen Umgang zu schaffen, hat die Macri-Regierung die Tarife für Strom und Gas drastisch angehoben. Ein neues Gesetz gewährt neben Steuervorteilen auch andere Anreize. Neue Wärmekraftwerke und große Wasserkraftwerke sind in der Planung. Und: Argentiniens Schiefergas Vorkommen sind Hoffnungsträger.

 

IHK Hannover, 28.08.17
http://www.hannover.ihk.de/ihk-themen/international.html