Doch was ist zu beachten, wenn eine Maschine nach Kanada exportiert wird?

Eine gute Voraussetzung ist schon erfüllt, wenn nach europäischen Gesichtspunkten eine „sichere und EMV-verträgliche" Maschine oder Anlage exportiert wird. Dann sind unter den Gesichtspunkten der Maschinensicherheit und der elektromagnetischen Verträglichkeit die kanadischen Anforderungen in der Regel bereits erfüllt. Wird die Maschine oder das Gerät im Medizinbereich oder der Lebensmittelverabeitung eingesetzt, dann können gesetzliche Vorgaben der Foods and Drug Administration (FDA) zu berücksichtigen sein. Besondere Hygienerichtlinien zum Beispiel.

Genau hinsehen muss der deutsche Exporteuer auch beim Export von elektrischen und elektronischen Geräten. Die CE-Kennzeichnung, europaweit anerkanntes Gütesigel für die Sicherheit von Maschinen, hat in Kanada keine Gültigkeit. Hier gelten für alle elektrisch gesteuerten und elektronischen Geräte und Systeme die Bestimmungen des "Canadian Electrical Code" (CEC).

Eigendeklarationen von Herstellern zur Konformität mit den landestypischen Codes und Standards werden nicht akzeptiert – Produkte können grundsätzlich nur dann in den Verkehr gebracht werden, wenn sie vorher durch eine vom Standards Council of Canada (SCC) anerkannten Zertifizierungsstelle zertifiziert oder eine akkreditiere Field-Evaluation-Agentur inspiziert wurden und ein entsprechendes Prüfzeichen tragen. Zum Beispiel von der der Canadian Standards Association, Intertek oder TÜV Rheinland – hier können Hersteller unter verschiedenen national anerkannten Prüf- und Zertifizierungsstellen wählen. Ob eine Zertifizierung nötig ist und durch wen sie geleistet werden kann, das können Hersteller auf den Webseiten der SCC einsehen.

Generell kann der Hersteller zwischen verschiedenen Zertifizierungsverfahren wählten. Sollen Produkte in größerer Stückzahl und über einen längeren Zeitraum produziert und nach Kanada geliefert werden, bietet das sogenannten Listing oder auch die Typ-Zertifizierung dem Hersteller zumeist wesentliche wirtschaftliche Vorteile. Speziell für Sonderanfertigungen oder Einzellieferungen erlaubt die Special Inspection nach den Vorgaben des Standard SPE-1000 “Model Code for the Field Evaluation of Electrical Equipment” aber eine weitaus weniger komplexe und vor allem kostenreduzierte Möglichkeit der Zertifizierung.

Letztendlich ist auch eine Field Evaluation am Aufstellungsort möglich – zum Beispiel, wenn die Maschine schon geliefert wurde oder nachträglich Änderungen vorgenommen werden müssen. Diese Prüfungen werden in Kanada überwiegend vom regionalen Personal der Provinzen durchgeführt.

Keine der unterschiedlichen Zertifizierungs-/Approbationsmöglichkeiten bietet absolute Sicherheit vor möglichen Beanstandung der regionalen Prüfungseinrichtungen in den Provinzen. Ein Label ist aber meistens vorteilhaft und nicht zuletzt auch ein Verkaufsargument; die Vorgehensweise einer Zertifizierung am Aufstellungsort birgt ein definitiv höheres Risiko und setzt zumindest gute Fachkenntnisse voraus.

Es ist aber nicht nur die Zertifizierung selbst – letztendlich werden deutsche Hersteller aber auch auf ausgeprägte Unterschiede in den Markt- und Gebrauchsgewohnheiten treffen. Bei der Netzform und Netzspannung oder den Angaben zur auf dem Leistungsschild eines Schaltschranks zum Beispiel.

Um unkalkulierbare Risiken zu vermeiden, sollten deutsche Unternehmen sich vor dem Export ihrer Produkte eingehend mit den in Kanada geltenden Normen und Regeln vertraut machen und geeignete Absicherungs- und Schutzmaßnahmen ergreifen.

IHK Hannover, 08.08.16
http://www.hannover.ihk.de/ihk-themen/international.html